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Die Bestimmer

Lisen Adbage
Bilderbuch B

Inhalt: Vier Kinder, die bestimmen, fünf andere, die nicht den Mut haben, sich zu wehren. Das geht immer so: auf dem Schulhof, bei den Schaukeln, beim Klettergerüst und sogar die Holzhütte, die sie bauen, wird von den Bestimmern zerstört. Es nützt nichts, die Nicht-Bestimmer werden von den Bestimmern überallhin verfolgt.
Schließlich finden sie einen Ball und beginnen damit zu spielen, andere Kinder kommen und fragen, ob sie mitspielen dürfen. „Natürlich“, sagen die Nicht-Bestimmer und so ergibt sich ein Fußballspiel mit zwei Mannschaften, das allen Beteiligten richtig Spaß macht. Da kommen die Bestimmer und wollen den Ball für sich; und auch diesmal scheint es zuerst so, als ob die Bestimmer zum x-ten Mal über andere bestimmen. Doch die Bestimmer merken gleich, dass sie zu wenige sind, um ein Mannschaftsspiel zu spielen und so möchten sie die Nicht-Bestimmer zum Mit-Spielen zwingen. Und plötzlich, von einem Moment zum anderen, wendet sich das Blatt. Die Nicht-Bestimmer werden ganz still, denken kurz nach und sagen dann einfach „NEIN, wir wollen nicht“. Sie bestimmen nun, wie es weitergeht!

Anmerkungen: Ein Bilderbuch, mit dem man Gefühle wie Mobbing, Unterdrückung, Angst und Gruppendruck wunderbar ansprechen und erklären kann. Über das Buch können Kinder durchaus auch den Mut finden, sich eventuell einem Erwachsenen anzuvertrauen.

Emmi und Einschwein. Einhorn kann jeder

Anna Böhm

IK Lustiges
208 Seiten
ab 8 Jahren

Inhalt: Emmi lebt mit ihrer Familie in Wichtelstadt. Dort bekommt jedes Kind zu seinem zehnten Geburtstag ein eigenes Fabelwesen. An diesem Fabeltag wird ein Band zwischen Favelwesen und Mensch geknüpft und dadurch sind sie für immer vereint. Niemand weiß vorher, welches Fabelwesen er oder sie bekommt und es gibt dabei coolere und weniger tolle. Emmi hofft auf das allertollste Fabeltier – ein Einhorn. Sie hat sogar schon von einem Horn geträumt und das deutet wirklich darauf hin, dass sie es bekommt. Das ist für sie besonders wichtig, da sie es in der Schule nicht leicht hat. Sie wird von einer Gruppe anderer Kinder gemobbt und ausgeschlossen. Nun kommt am Fabeltag aber kein Einhorn, sondern ein Einschwein. Emmi ist zuerst furchtbar enttäuscht. Dann aber versucht die das Einschwein als Einhorn auszugeben, um damit die anderen Kinder zu beeindrucken. Dabei kommt es zu allerlei lustigen Missgeschicken und Pannen. Das Einschwein ist aber unverwüstliche fröhlich und steht treu zu Emmi, die es immer mehr ins Herz schließt. Spannung kommt noch auf, da Herr Bockel hinter Emmis vermeintlichem Einhorn her ist und es mit dunklen Zaubermethoden für sich gewinnen will. Dabei hilft ihm eine von Emmis Mobberinnen. Die anderen Kinder stellen sich nun jedoch auf Emmis Seite und alles endet gut.

Anmerkungen: Das Buch ist vor allem ein lustiges Fantasy-Buch, das sich leicht liest und jede Menge Spaß macht. Das Thema Mobbing ist nicht vordergründig, aber doch deutlich da. Emmi weiß nicht, warum sie ausgeschlossen und gepiesackt wird. Sie hat den Gemeinheiten jedoch nichts entgegen zu setzen und ist recht hilflos ausgeliefert. Sie kann auch nicht wirklich mit jemandem darüber sprechen, denn die Ratschläge ihrer Familie, doch noch netter zu sein oder den anderen kräftig auf die Schnauze zu hauen, helfen ihr nicht. Man kann sich gut in sie einfühlen und die Perspektive des Opfers von Mobbing wird gut aufgezeigt. Anna Böhm zeigt aber auch auf, wie Mobbing entsteht und wie Kinder sich Mobber*innen anschließen und zu Mittäter*innen werden. Das Buch ist also gut geeignet, um über das Thema ins Gespräch zu kommen und Erfahrungen oder Ideen der Kinder zu thematisieren. Es bietet viele Anstöße zur Perspektivübernahme und Empathieentwicklung.

Es gibt noch weitere Bände von Emmi und Einschwein. Es gibt auch eine eigene Reihe für Erstleser*innen mit netten Geschichten.

 

Finn macht es anders

Andreas Liebers, Susanne Göhlich
IK Freundschaft
30 Seiten
6 – 9 Jahre

Inhalt: Finn wird jeden Morgen vor der Schule von drei Buben aus seiner Klasse aufgehalten. Sie verspotten ihn, demütigen ihn und nehmen ihm die Jause weg, die sie dann auf den Boden werfen. Auch in der Klasse kritzeln sie in seine Hefte und piesacken ihn. Die anderen Kinder sehen es, aber niemand hilft Finn. Er verschweigt es auch seiner Mutter und seiner Lehrerin. Eines Tages taucht die Polizei in der Klasse auf und die drei Mobber werden beschuldigt, das Auto eines Mannes mit einem Stein zerkratzt zu haben. Finn sieht seine Chance zur Rache gekommen. Doch dann hat er eine andere Idee. Er sagt, dass die drei es nicht gewesen sein können, weil sie sich in der Früh vor der Schule mit ihm unterhalten haben, was ja tatsächlich der Fall war. Die Buben bedanken sich bei ihm und Finn weiß, dass nun alles anders werden wird.

Anmerkungen: Recht ungewöhnlicher Lösungsansatz und Ausweg aus der Mobbingsituation, gute Möglichkeit über das Thema zu sprechen und mögliche andere Ausstiegswege zu thematisieren: sich den Eltern und Lehrerinnen anvertrauen, die Mitschüler*innen aktivieren …

 

Mein Weg mit Vanessa

Kerascoët
Bilderbuch M

Inhalt: Ein Mädchen zieht mit ihrer Familie in ein Haus ein und kommt am nächsten Tag schüchtern in die neue Schulklasse. Sie kennt noch niemanden, sitzt abseits und macht sich daher auch alleine auf den Weg nach Hause. Plötzlich wird sie von einem Mitschüler angeschrien. Daraufhin ist sie sehr traurig. Ein anderes Mädchen im gelben Kleid beobachtet die Szene, auch sie fühlt den Kummer des neuen Mädchens. Sie erzählt ihren Freunden davon, betroffen gehen alle nach Hause. Das Mädchen im gelben Kleid, denkt noch lange über den Vorfall nach und fühlt sich überhaupt nicht wohl damit. Als sie mit ihren Geschwistern beim Frühstück sitzt, kommt ihr eine Idee, schnell springt sie los und klopft beim neuen Mädchen an die Türe. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg in die Schule, bald schon schließen sich ihre Freunde an. Von überall her strömen die Schulkinder, das neue Mädchen geht in ihrer Mitte, geschützt von ihren neuen Freunden.

Anmerkungen: Das Buch kommt völlig ohne Worte aus. Die Gesichter der Figuren und die Situationen sind dennoch ganz eindeutig und klar. Die Kinder haben wahrscheinlich selber schon Erfahrungen mit solchen Situationen gemacht und können sich dadurch leicht einfühlen. Man kann ausgehend vom Buch gut über Ausgrenzung und Aufnahme sprechen. Die letzte Seite des Buches beschreibt ermutigend, wie man sich gegenüber Kindern verhalten sollte, die von anderen gehänselt und ausgeschlossen werden.

Was noch hervorzuheben ist, ist die Tatsache, dass sich die illustrierte Kindergruppe durch eine hohe Diversität auszeichnet.

 

 

Nur Mut, kleiner Luis

Mario Ramos
IK Tiere
52 Seiten
ab 6 Jahren

Inhalt: Luis ist ein kleiner Wolf, der neu in die Schweineklasse kommt. Die Schweine nehmen ihn anfangs nicht allzu freundlich auf, aber Jojo wird sein Freund. Als Luis eines Tages nicht mehr in die Schule kommt, weil er anscheinend krank ist, besucht ihn Jojo zu Hause. Luis vertraut seinem Freund an, warum er nicht mehr in die Schule will: Er muss auf dem Schulweg an einer fiesen Bande von halbwüchsigen Schweinen vorbei, die ihn beschimpfen, ärgern und quälen. Jojo schmiedet einen Plan und gemeinsam erschrecken er und Luis die fiesen Schweine und machen ihnen Angst. So kann Luis wieder beruhigt zur Schule gehen.

Anmerkungen: Die Geschichte ist sehr nett und lustig, sie spielt mit unseren inneren Bildern vom Wolf als Täter und dem Schwein als Opfer und dreht das völlig um. Auch wenn Luis und Jojo spielen verfolgt das Schweinchen als böser Wolf den kleinen Wolf. Als Lösungsansatz aus einer Mobbing – Situation heraus bietet die Geschichte an, dass man sich einem Freund anvertrauen kann und dass man dann gemeinsam eine Lösung suchen kann.

 

 

Die Schule

Britta Teckentrup
IK Schule
ab 7/8 Jahren

Inhalt: Britta Teckentrup stellt eine Schulklasse oder eine Schulgemeinschaft vor – mit all den verschiedenen Typen, die es dort gibt und mit all den verschiedenen sozialen Kontakten, die die Kinder zueinander haben. Da gibt es positive Beziehungen, bei denen sich die Kinder unterstützen und Mut machen, bei denen Lehrer*innen an die Kinder glauben und sie ermutigen. Da gibt es aber auch Mobbing, Ausgrenzung, Zweifel an den eigenen Fähigkeiten, Lehrer*innen, die Kindern nicht zuhören, sie nicht ernst nehmen.

Anmerkungen: Das Buch arbeitet mit einem knappen Text mit vielen Fragen, die Raum zum Nachdenken geben, die zum Gespräch darüber anregen, die eigene Gedanken anstoßen wollen. Das Besondere am Buch sind Teckentrups Bilder, die die Gefühle der Kinder ausdrücken, die zu empathischem Betrachten anregen. Es ist ein Buch, das die Kinder vielleicht nicht so sehr alleine lesen oder anschauen, mit dem man aber sehr gut über Schule und Gemeinschaft sprechen kann, da es sehr viel enthält und sehr differenziert und nuanciert darstellt.

rAnton auf dem Baum

Michael Wrede
Bilderbuch A

Inhalt: Anton wohnt in Haus Nr. 2 und hat viele gute Ideen. Aber er hat niemanden, der ihn mitspielen lässt. Jeden Tag versucht Anton bei verschiedenen Tieren Freunde oder Spielkameraden zu finden: Am Dienstag bei den Vögeln, die aber nur jemanden mit Federn in ihren Baum lassen. Am Mittwoch bei den Mäusen, die nur Langschwänze beim Fußball dabeihaben wollen. Anton bindet sich eine lange Kordel um - aber jetzt sind alle Torwart und brauchen ihn nicht mehr. Am Donnerstag möchten die Frösche nur Taucher im Teich baden lassen und sind alle verschwunden, als Anton mit seiner Taucherausrüstung wieder am Wasser ist. Anton nimmt das alles mit einem "Macht nichts" hin. Nur als die Igel ihn auch noch ausschließen, hört man ein "Schade!". Am Samstag trifft er schließlich den Waschbären, der eine Schaukel baut und dabei Hilfe gut gebrauchen kann. Und siehe da - als die Schaukel fertig ist, kommen alle anderen Tierkinder und wollen auch auf den Baum, was Anton und der Waschbär gerne erlauben. "Ist doch genug Platz für alle." Anton und sein neuer Freund machen sich dann aber auf den Weg zu Antons Haus und unterhalten sich darüber, was sie gerne machen.

Anmerkungen: Die Geschichte ist sehr einfach, hat aber viel Tiefe. Die Kinder kennen die Situation des Mitmachen – Wollens und Nicht – Dürfens und können so mitfühlen, wie es Anton geht. Er wird davon aber nicht bitter oder böse, sondern lässt dann seinerseits alle wieder auf den Baum. Der Autor urteilt selber nicht – dadurch kann mit den Kindern ein offenes Gespräch geführt werden. Interessant ist auch der Text, der nur aus Dialogen besteht, vor denen jeweils die Figuren gezeichnet sind, die sprechen.

Maxima und ich

Hanna Jansen
IK Schule

Inhalt: David fühlt sich nicht wohl an seiner Schule, da er auf Grund seiner dunklen Hautfarbe Anfeindungen und Ausgrenzungen ausgesetzt ist. Er wurde in Nigeria geboren und von seiner Mutter dort als Baby vor die Tür einer Klink gelegt. Ein Arzt aus Deutschland und seine Frau, die dort arbeiteten, haben ihn adoptiert und sind dann mit ihm wieder nach Deutschland gezogen. Und nun wird er in der Schule und in der Nachmittagsbetreuung verspottet. Bis Maxima, die mit ihm in die Schulbetreuung geht, mit einem gemalten Herz und ihrer beiden Namen darin unmissverständlich zeigt, dass sie Davids Freundin sein will. Fortan sind die beiden unzertrennlich: sie stehen füreinander ein und vertrauen sich ihre Geheimnisse an. Doch Davids Glück erfährt ein jähes Ende, als Maxima sich von einem auf den anderen Tag einer neuen Freundin zuwendet. Davids Enttäuschung ist groß, doch langsam beginnt er, sich für neue Freundschaften zu öffnen. Schließlich entsteht ein kleiner Freundeskreis um die beiden, der zeigt, dass Freundschaft nicht Ausschließlichkeit bedeutet und sich Treue und Toleranz nicht gegenseitig ausschließen.

Anmerkungen: Das Buch eignet sich gut zum Vorlesen und bietet Raum und Anlass, sich über sehr viele Themen mit den Kindern zu unterhalten. Es ist sehr gefühlvoll und ehrlich geschrieben und trifft sicher die Erlebnisse viele Kinder in Bezug auf Freundschaften, Enttäuschung, Neid, Mut und Angst.

 

9 Tage mit Okapi

Sandra Niedermeyer
IK Freundschaft
194 Seiten

Inhalt: In einer Umkleidekabine im Kaufhaus findet Lale ein Okapi, das eine blickdichte Strumpfhose sucht - bei seinem Körperbau nicht einfach. Lales Mama nimmt es im Auto mit nach Hause, wo es die grünen Zimmerpflanzen fressen und bei Lale im Zimmer schlafen darf. Nach der Schule am nächsten Tag versuchen sie vergeblich, dem Okapi eine Strumpfhose anfertigen zu lassen, erst Lales Oma und ihre Freundinnen können helfen und stricken dem frierenden Okapi Strumpfhose, Mütze, Schal und Decke. Schließlich erzählt das Okapi auch, wozu es die Strumpfhose braucht: wegen seines dicken Hinterteils mit den weißen Streifen ist es zum hässlichsten Tier des Jahres in seinem Regenwald-Zuhause gewählt worden. Die Strumpfhose soll diesen Schönheitsfehler kaschieren, damit es nicht mehr ausgegrenzt wird. Lale bekommt ein schlechtes Gewissen, denn auch die dicke Nora aus ihrer dritten Klasse wird von ihrer Klasse ständig gehänselt, allen voran von Alina, die Nora sogar zur hässlichsten Schülerin der Klasse wählen lässt. Lale merkt, wie gemein sie sind und wie stark Nora ist, die das alles aushält und sogar Lales kleinen Bruder rettet, als der etwas Giftiges getrunken hat. So bekommt sie Schritt für Schritt den Mut, sich gegen Alina zu stellen und sich mit Nora anzufreunden.

Anmerkungen: Die Geschichte wird sehr leicht und witzig erzählt und enthält ganz viele unterhaltsame Momente. Phantasie und Realität stehen ganz selbstverständlich nebeneinander – ein Okapi im Flugzeug, im Kaufhaus, im Bus – das alles wird gar nicht in Frage gestellt. Die Geschichte enthält aber auch viele ernste Themen wie Mobbing, Bodyshaming und Ausgrenzung aufgrund von Aussehen und Anderssein. Es geht um den Mut, zu eigenen Überzeugungen zu stehen, um Loyalität, um Mitläufertum, um Freundschaft und Ehrlichkeit. Dabei ist die Autorin niemals belehrend. Sie gibt vielmehr Impulse zum Nachdenken.
Ein tolles Buch, das sich zum Selberlesen aber auch zum Vorlesen eignet. Man kann mit den Kindern über diese Geschichte sicher sehr gut ins Gespräch kommen.

 

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