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Achtung Ziesel!

Helga Bansch
Bilderbuch A

Inhalt: Am See herrscht friedliche Ruhe. Jeden Abend findet ein Konzert statt, an dem sich alle Tiere beteiligen. Doch eines Abends schlägt die Möwe Alarm: Sie hat ein Ziesel gesichtet! Die Tiere flüchten, so schnell sie können. Das Ziesel ist hartnäckig und kommt auch an den folgenden Abenden wieder. Die Seebewohner probieren alles Mögliche, um es fernzuhalten, aber nichts hilft. Schließlich reicht es ihnen und sie wollen sich nicht länger Angst machen lassen. Sie entwickeln einen fürchterlichen Angriffsplan, um das Ziesel endgültig zu vertreiben. Der misslingt allerdings und während die Seebewohner noch verdattert herumstehen, stellt sich heraus, dass das Ziesel nur im Chor mitsingen möchte. Sein Pfeifen ist anfangs gewöhnungsbedürftig, aber bald will es niemand mehr missen. Eines Abends ruft die Möwe dann wieder während der Vorstellung: „Ein Uhu! Bringt euch in Sicherheit!“ Aber diesmal läuft es ganz anders.

Anmerkungen: Die Geschichte greift das Thema der Vorurteile und der Angst vor dem Fremden auf und macht deutlich, dass wir sehr oft durch unsere Vorurteile alles ganz verzerrt sehen. Die Tiere lernen das, als das Ziesel endlich die Gelegenheit bekommt, mit ihnen in Kontakt zu treten. Als dann der Uhu als neuer Fremder kommt, machen sie es anders. Wie – das wird nicht erzählt. Das könnten die Kinder übernehmen.

 

Habt ihr schon vom Wolf gehört?

Quentin Gréban
Bilderbuch H

Inhalt: Eine Wölfin trifft auf ein kleines Lamm, das seine Herde verloren hat, und lächelt es freundlich an. Das verängstigte Lämmchen aber sieht nur gebleckte Zähne und flüchtet zu den Schweinen. Diesen berichtet es – leicht übertreibend -, dass es von einem bösen Wolf angeknurrt wurde. Die Schweine sind empört und erzählen die Geschichte der Gans und auch sie übertreiben ein wenig. Wie ein Lauffeuer verbreitet sich die Nachricht und jedes Tier schmückt die Geschichte noch etwas weiter aus, macht den Wolf noch größer, noch gefährlicher und noch schrecklicher. So wird aus ihm ein grausames Monster, das jeden vernichtet, der ihm in die Quere kommt. Als schließlich die Wölfin hört, wie sich zwei Meisen über dieses Monster unterhalten, bekommt sie es mit der Angst zu tun. Ahnungslos, dass sie selber damit gemeint ist, flüchtet sie mit ihren Jungen.

 

Anmerkungen: Die Geschichte wird mit einem humorvollen Augenzwinkern erzählt. Die Bilder sind sehr ausdrucksstark und zeigen die sensationslüsternen Tiere, aber auch die immer gefährlicher dargestellte Wölfin sehr gut. Das Ende zeigt, dass alle anfällig für Klatsch und Übertreibung sind – auch die Wölfin. Es gibt also keine Schwarz – Weiß - Darstellung, keine Guten oder Bösen. Es wird ein Phänomen aufgezeigt, das alle betrifft.

 

Funklerwald

Stefanie Taschinski

IK Tiere
250 Seiten
ab 9 Jahren

Inhalt: Das Luchsmädchen Lumi lebt mit ihrer Tante Kette und anderen Waldtieren im Funklerwald. Eines Tages tauchen unbekannte Tiere auf – Waschbären. Die Waschbärfamilie hat ihr Zuhause in einem Brand verloren, der Vater ist verletzt, die Mutter trächtig und sie suchen nun im Funklerwald ein neues Zuhause. Dort aber begegnet man ihnen mit Misstrauen. Die Kratzer, wie man sie nennt, gehören nicht hierher. Sie sollen wieder verschwinden. Lumi freundet sich aber mit dem kleinen Waschbärenjungen Rus an und gemeinsam machen sie auch auf den Weg, um den Wandelbaum zu finden, der den Waschbären ein Bleiberecht im Funklerwald geben könnte. Sie schaffen es – vielen Gefahren zum Trotz und so wird am Ende allen Tieren klar, dass im Funklerwald auch ein Platz für die Waschbären ist.

Anmerkungen: Sehr kindgerecht erzählt, voller Emotionen und mit vielen Identifikationsmöglichkeiten für die Kinder. Die Waldtiere kennen die Waschbären nicht, haben aber viele Vorurteile und vorgefasste Bilder. Sie gehen davon aus, dass sie das Recht haben, zu bestimmen, wer im Wald leben darf, weil sie schon länger da sind. Die Kraft der Freundschaft der Tierkinder Lumi und Rus schafft es jedoch, die anderen zu überzeugen und nachdem die Waldtiere die Waschbären kennengelernt haben, sehen sie, dass viele ihrer Meinungen falsch waren. Es geht also um Toleranz, Akzeptanz, um Offenheit.

 

Hier kommt keiner durch

Isabel Minhós Martins, Bernardo Carvalho

Bilderbuch H

Inhalt: In diesem Buch ist ein General der Bestimmer. Er will der Held der Geschichte sein und alle rechten Buchseiten ganz für sich alleine haben. Keiner darf also auf die rechte Buchseite. Ein Aufpasser steht steif und streng da und soll die Grenze bewachen. Keiner darf drüber, auch wenn er noch so sehr bettelt und bittet. Die Menge, die rüber möchte, wird immer dichter, immer bunter, immer aufgeregter. Eigentlich ist es überhaupt nicht mehr einzusehen, dass es da plötzlich eine Grenze geben soll, nur weil ein General das bestimmt hat! Und dann passiert etwas: ein Ball rollt über die Grenze und der Aufpasser lässt ausnahmsweise die beiden Kinder, denen er gehört, hinüber. Und so folgt nun eines aufs andere: immer mehr Menschen gehen über die Grenze, bis der General kommt. Er will den nichtsnutzigen Aufpasser verhaften lassen, aber nun stellen sich alle schützend vor ihn. Als auch noch das Pferd des Generals die Seiten wechselt, hat der endgültig genug und gibt auf.

Anmerkungen: Ein höchst vergnügliches Wimmelbilderbuch mit einem großen Thema: Grenzen und deren Sinnhaftigkeit, das Ausführen von Befehlen, das unhinterfragte Annehmen von Vorgaben, der Umgang mit Autoritäten – all das kann man anhand dieses Buches thematisieren.

Man kann es immer wieder anschauen, da die Figuren alle eine eigene Geschichte erzählen. Sie werden auf dem Vorsatzpapier mit Namen vorgestellt und erleben allerhand: Clara bekommt ein Kind, die Häftlinge Uli und Sepp sind auf der Flucht, und der Magier David verschwindet wie von Zauberhand und taucht einige Seiten später urplötzlich wieder auf. Einige der Figuren referieren auf in der Realität existierende Personen. Beispielsweise finden sich die Autorin und der Illustrator selbst wieder. Und bei der Betrachtung des Astronauten Noel, des Brillenträgers Steve oder der fußballspielenden Jungen Lionel und Cristiano assoziiert man direkt Neil Armstrong, Stevie Wonder, Lionel Messi und Cristiano Ronaldo.

Auf der Seite des Klettverlages gibt es links zu Unterrichtseinheiten mit diesem Buch:
Hier kommt keiner durch_kjl&m.pdf (klett-kinderbuch.de)

 

Der Koffer

Chris Naylor-Ballesteros

Bilderbuch K

Inhalt: Eines Tages kam ein Fremder an. Er war müde und hatte nur einen Koffer bei sich.
Das war schon komisch. Was will er hier? Woher ist er gekommen? Und was ist in seinem Koffer? Hase Vogel und Fuchs sind misstrauisch und glauben dem Fremden nicht, als er erzählt, dass er seine Lieblingstasse und auch sein Zuhause in seinem Koffer hat. Als der vor Erschöpfung einschläft, brechen sie aus lauter Neugier den Koffer auf. Sie finden tatsächlich eine zerbrochene Tasse und ein Foto von seinem Zuhause. Sie haben ein schlechtes Gewissen, kleben die Tasse und bauen eine Hütte für den Fremden. Und jetzt wollen sich alle besser kennenlernen…

Anmerkungen: Eine einfache und liebevolle Bilderbuchgeschichte zum Thema Toleranz und Mitmenschlichkeit. Eine Bilderbuchgeschichte, die schon kleinen Kindern erzählt, wie wichtig es ist, Fremden mit Offenheit zu begegnen.

Der Riese Knurr

Astrid Henn, Heinz Janisch

Bilderbuch R

Inhalt: Der Riese Knurr stapft durch den Wald und alle erstarren in Angst und Schrecken: die Bäume, der Fuchs, die Schnecke, der Hase und alle anderen Tiere. Denn der Riese ist groß und laut und sieht gefährlich aus. Nur drei winzige Mäuse haben den Mut, ihn zu einer leckeren Torte einzuladen, denn Maus Lili hat Geburtstag. Der Riese nimmt die Einladung hocherfreut an und so wird nun gesungen und getanzt, dass es weithin zu hören ist. Am Ende schlagen alle müde ein – Angst vor dem Riesen hat nun keiner mehr.

Anmerkungen: Eine nette Geschichte in Reimen, die zeigt, dass nicht alles so ist, wie es uns manchmal vorkommt und dass durch Begegnung Vorurteile überwunden werden können.

Sechs Langbärte

Mar Pavon, Vitali Konstantinov

Bilderbuch S

Inhalt: Ganz in schwarz, mit Geweihen im zerzausten Haar und wilden Mähnen im Gesicht stehen die sechs Langbärte in einer Bäckerei und alle Menschen erstarren vor Angst. Sie führen bestimmt nichts Gutes im Schilde! Sie kaufen dann allerdings nur sechs Brote und gehen wieder. Einer verabschiedet sich und fährt davon. Die anderen gehen weiter einkaufen, wobei sich jeweils einer verabschiedet - Würste, Luftballons, Clownnasen, Bücher und eine Torte mit sechs Kerzen. Dann gehen sie zu einem kleinen Haus. Die Nachbarn verbarrikadieren sich, doch eine Frau öffnet freundlich die Tür und ein kleiner Junge freut sich und feiert mit den sechs Gestalten, die nun ganz einfach Männer mit Hüten und Gamsbärten und langen Vollbärten sind, seinen Geburtstag.

Anmerkungen: Ein geniales Bilderbuch, das raffiniert mit Fantasien und Vorurteilen spielt. Es macht Spaß, es ganz langsam und Schritt für Schritt anzuschauen und auf die Details in den Bildern zu achten, in denen man die Furcht der Leute und ihre Empörung sieht. Man kann gemeinsam mit den Kindern jeweils überlegen, was die Langbärte wohl tun werden. So wird deutlich: Wir könnten uns ja tatsächlich täuschen, wenn wir bloßem Augenschein und dem ersten Eindruck vertrauen.

 

Alle sehen eine Katze

Brendan Wenzel

Bilderbuch A

Inhalt: Die Katze geht auf leisen Sohlen durch die Welt. Sie begegnet einem Kind, einem Hund, einer Maus, einem Floh, einer Biene, einem Vogel, einem Stinktier, ….und jeder sieht die Katze, aber jeder sieht ein völlig anderes Bild der Katze.

Anmerkungen: Ein sehr weises Buch, das zeigt, dass alles nur eine Frage der Perspektive ist und dass wir uns alle unsere eigene Realität erschaffen.

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Ein Freund wie kein anderer

Oliver Scherz

IK Tiere
ab 8 Jahren
123 Seiten

Inhalt: Habbi, ein kleines Erdhörnchen, fällt einen Abhang hinunter und landet auf einem Wolf, der seinen Sturz abfedert und ihm damit das Leben rettet. Er bemerkt, dass der Wolf eine Pfote unter einer Steinlawine begraben hat und verletzt ist Er befreit ihn und versorgt ihn in den nächsten Tagen auch mit Nahrung, die er von den Vorräten seiner Familie abzwackt. Langsam kommt der Wolf wieder zu Kräften und bekommt auch neuen Lebensmut. Langsam freunden sich die beiden an. Doch Habbis Familie und alle anderen Waldtiere halten den Wolf für gefährlich und wollen ihn vertreiben. Wölfe können keine Freunde von Erdhörnchen sein, das steht für sie fest. Habbi stellt sich auf die Seite seines Freundes und gemeinsam fliehen sie. Doch als der Winter kommt, muss Habbi zu seiner Familie zurück, wenn er überleben will. Der Wolf kehrt zu seinem Rudel zurück und wird trotz seiner Verletzung dort wieder aufgenommen. Die beiden Freunde versprechen einander, sich im Frühling wieder zu sehen.

Anmerkungen: Sehr nett und kindgerecht erzählt, eine klassische Freundschaftsgeschichte zwischen verschiedenen Tieren. Es wird gut geschildert, wie der Wolf mit sich kämpft, um dem Drang, das Erdhörnchen zu fressen, zu widerstehen und wie viel Mut es Habbi kostet, dem Wolf zu vertrauen. Die Freundschaft überwindet aber alle Verschiedenheiten – auch die Vorurteile der anderen Tiere. Schönes Happy End. Viele farbige Illustrationen.

https://www.thienemann-esslinger.de/fileadmin/_processed_/4/e/csm_ein-freund-wie-kein-anderer-1-ein-freund-wie-kein-anderer-isbn-978-3-522-18457-1_9_d4264ddf39.jpg